Mieten mit Kindern

Wer hat das nicht, den Traum von einem eigenen Haus mit einem kleinen Garten, in dem die Kinder im Sandkasten spielen und sich an einer Rutsche erfreuen könnten. Jedes Kind hätte sein eigenes Zimmer und ein kleines Büro, in dem die Eltern den betrieblichen Bürokram erledigen könnten, wäre auch noch im Haus vorhanden. Im kleinen Carport nebenan stünde der Kombi, mit dem man mehrmals jährlich in den Urlaub fahren würde.  Eine Wohnungsbesichtigung wäre zeitlebens nicht notwendig und einen Vermieter würde man nie kennenlernen. Aber das Problem ist in den meisten Fällen: Es fehlt einfach das Geld dafür.

Es war mal anders

In den 50er und 60er-Jahren, die Jahrzehnte der geburtenstarken Jahrgänge, wurde schon bei Neubauten an die kleinen Sprösslinge gedacht. Neubauten aus der Zeit besaßen Waschküchen für die Mieter, einen Kellerraum zum Trocknen der Wäsche im Winter und bei schlechtem Wetter, Wäschestangen im Hinterhof für schönes Wetter, im Keller Abstellräume für die Kinderwagen und die obligatorische Teppichausklopfstange. Hinter jedem Haus befanden sich große Sandkästen, in denen auch ohne Rutsche und Kletterstange die Kinder ihren Spaß hatten. Früher war es auch üblich, dass sich zwei Kinder ein Kinderzimmer teilen mussten.

Eine Wohnung für Kinder?

Heute haben Neubauten zwar noch einen Waschkeller, aber in der Regel keinen Trockenraum mehr. Die dreckige Wäsche von Kleinkindern muss entweder in dem auf der Waschmaschine befindlichen Trockner getrocknet werden, oder es muss eine Wäschespinne zum Trocknen der Wäsche in der Wohnung aufgestellt werden. Die Hausflure der Neubauten sind meist so gestaltet, dass ein Abstellen von Kinderwagen jeden Zugang zu den Treppen unmöglich macht. Heute ist es auch die Regel, dass jedes Kind, wenn möglich, ein eigenes Zimmer bewohnt. Leider hat für Architekten der heutigen Zeit die leichte Vermietung von Wohnraum höchste Priorität, sodass Dreieinhalbzimmerwohnungen die häufigste Erscheinungsform darstellen.

Mit Kindern eine Wohnung finden

Wenn Eltern mit einem Kind auf der Suche nach einer Wohnung sind, können sie eventuell ein Angebot wahrnehmen, dass am häufigsten angeboten wird. Das ist eine 3,5-Raum-Wohnung (Schlafzimmer, Wohnzimmer, Kinderzimmer, Küche und Bad). Sobald ein Elternteil auf einen Büroraum angewiesen ist, vielleicht im Homeoffice arbeitet oder von zu Hause aus einen Betrieb leiten möchte, wird die Situation schon schwieriger, denn Vierraumwohnungen oder sogar Fünfraumwohnungen sind im Neubaubereich kaum anzutreffen, da sie schlechter zu vermieten sind als die Einheitswohnung 3,5 Raum. Fündig werden Familien mit mehr als einem Kind dann eher im Altbaubereich. In Altbauten aus früherer Zeit befanden sich immer zwei Wohnungen auf einer Etage, meist 2,5-Raum-Wohnungen, aus denen durch einen Mauerdurchbruch eine große Wohnung gemacht werden kann. Zwei Wohnungen anzumieten heißt aber auch doppelte Miete.

Dürfen Kinder zur Wohnungsbesichtigung mitkommen?

Dass heranwachsende Kinder und Säuglinge durch Spielen, Toben oder Schreien eine Geräuschkulisse produzieren, die den Altbewohnern des Hauses nicht gefallen könnte, ist nicht zu leugnen. Wenn aber ein Erwachsener den Zuschlag für die Wohnung bekommt, der am liebsten Heavy Metall Musik bei offenem Fenster hört, wird es lauter. Selbstverständlich sollten die Kinder zur Wohnraumbesichtigung mitgenommen werden. Der Verwalter der Wohnung oder der Eigentümer selbst können sich dann ein eigenes Bild von der Familie machen. Viele Vermieter mögen auch Kinder im Haus, besonders wenn sie eigene haben oder dort schon Familien wohnen. Der Vorteil für einen Vermieter, Familien in das Haus einziehen zu lassen, ist auch folgender Umstand. Familien mit kleinen Kindern ziehen in der Regel nicht so schnell aus. Wenn alles einmal organisiert ist, Kita, Tagesmutter, Schulweg und ÖPNV-Anbindung zum Arbeitsplatz, dann bleibt die Struktur für lange Zeit erhalten.

Hartz IV, Kinder und Wohnung

Nach den Bestimmungen zählen auch Säuglinge zu den Personen,  die die Größe der Wohnung mitbestimmen.

  • 2 Personen max. -> 60qm
  • 3 Personen -> 75qm
  • 4 Personen -> 85qm
  • 5 Personen -> 95qm
  • 6 Personen -> 105qm Wohnfläche

Die Maximalfläche der Wohnung ist bundeseinheitlich geregelt, die Höhe der geförderten Maximalmiete für Wohnungen dagegen nicht.

Beispiel: Eine fünfköpfige Familie mit einem Wohnungsanspruch von 95qm darf in München eine Wohnung anmieten, die maximal 1486 € kosten darf, während es in Leipzig nur 684 € und in Berlin 857 € sind. Aber wer findet in Berlin eine Wohnung, die zu einem Quadratmeterpreis von unter zehn Euro anzumieten ist? Kaum jemand. Darum wohnen Familien mit mehreren Kindern in für sie viel zu kleinen Wohnungen. Und das trifft nicht nur auf Hartz IV Bezieher zu. Aktuell (Mietspiegel Berlin 2022) beträgt in Berlin der durchschnittliche Quadratmeterpreis für Wohnraum 22 €. Für die Anmietung eines Hauses muss man mit 18 € rechnen.

Warum ist es generell schwer für Familien Wohnungen zu finden?

Die Knappheit an bezahlbarem Wohnraum hat mehrere Gründe. Der sozial geförderte Wohnungsbau geht zurück, weil Flächen fehlen, die bebaut werden könnten. Ein weiterer Aspekt ist die Tatsache, dass es augenscheinlich immer jemanden gibt, der zu dem angebotenen Mietpreis, sei er auch noch so hoch, einen Mietvertrag unterschreibt. Auch hat sich das Bauen selbst in den letzten Jahren durch gestiegene Rohstoffpreise deutlich verteuert. Hinzu kommen die sich fast jährlich ändernden Bauvorschriften, die das Bauen noch teurer machen. Wird das Dämmen eines Hauses oder ein Solardach irgendwann einmal zur Pflicht, wird sich das auch in der Miete widerspiegeln.

Wie geht man als Familie auf Wohnungssuche?

Zeitschriften und Zeitungen mit den Beilagen Mietangebote sind überall in Deutschland erhältlich. Da hilft anrufen und einen Termin vereinbaren, gleich für mehrere Wohnungen. Auch diverse Apps für Mobiltelefone können zum Erfolg führen. Mundpropaganda kann auch eine Form sein. Vielleicht kennt man jemanden im Freundeskreis, der umziehen möchte, eine neue Arbeitsstelle andernorts antritt oder Familienzuwachs erwartet und deshalb die Wohnung zu klein wird. Wenn man aber nicht bei jeder Wohnungsbesichtigung einen Bonitätsnachweis mitbringen oder die Gehaltsabrechnungen der letzten drei Monate vorlegen will, kann der Gang zu einem Makler der Königsweg auf der Suche nach einer Wohnung sein. Wenn Sie ihm einmal erklärt haben, was Sie zu welchen Konditionen suchen, wie viel Zimmer, wie hoch darf die Miete sein und in welchem Gebiet sollte die Wohnung liegen, wird der Makler für Sie exklusiv tätig. Gut, die Maklertätigkeit kostet Geld, aber erspart die Frustration nach einer Wohnungsabsage, obwohl man stundenlang in der Reihe der Wohnungssuchenden für die Wohnungsbesichtigung angestanden hat.