Woh­nen auf der Esse­ner Margarethenhöhe

Die Mar­ga­re­then­hö­he ist ein Stadt­teil von Essen, der eine inter­es­san­te Geschich­te hat.

Sie wur­de Ende des 19. Jahr­hun­derts als eine der ers­ten deut­schen Gar­ten­städ­te gegrün­det und gilt als ein bedeu­ten­des Bei­spiel für den Städ­te­bau die­ser Zeit. Die Geschich­te der Mar­ga­re­then­hö­he begann im Jahr 1889, als die Unter­neh­me­rin Mar­ga­re­the Krupp das Gelän­de erwarb. Sie war die Wit­we von Fried­rich Alfred Krupp, einem der bekann­tes­ten deut­schen Indus­tri­el­len des 19. Jahr­hun­derts. Nach dem Tod ihres Man­nes über­nahm sie die Füh­rung des Krupp-Kon­zerns und war eine ein­fluss­rei­che Per­sön­lich­keit in der Indus­trie­stadt Essen.

Wohnen in Essen Margarethenhöhe

Der Plan der Margarethe

Mar­ga­re­the Krupp hat­te die Visi­on, eine Wohn­sied­lung für die Arbei­ter des Krupp-Werks zu schaf­fen. Sie beauf­trag­te den Archi­tek­ten Georg Met­zen­dorf mit der Pla­nung der Gar­ten­stadt. Die Idee war, den Arbei­tern eine hohe Lebens­qua­li­tät zu bie­ten und gleich­zei­tig ihre Bin­dung an das Unter­neh­men zu stär­ken. Die Mar­ga­re­then­hö­he soll­te ein Ort sein, an dem Arbei­ter und ihre Fami­li­en in gesun­den und ästhe­tisch anspre­chen­den Woh­nun­gen leben konnten.

Georg Met­zen­dorf ent­warf die Mar­ga­re­then­hö­he im Stil des His­to­ris­mus und des Jugend­stils. Die Sied­lung wur­de auf einem Hügel erbaut und bot einen herr­li­chen Blick über die umlie­gen­de Land­schaft. Die Häu­ser wur­den mit Gär­ten umge­ben, und es gab vie­le Grün­flä­chen und Parks. Die Archi­tek­tur war geprägt von den Idea­len der Gar­ten­stadt­be­we­gung, die eine har­mo­ni­sche Ver­bin­dung von Woh­nen und Natur anstrebte.

Für die 1460 Häu­ser brauch­te es eine Bau­zeit von 25 Jahren

Der Bau der Mar­ga­re­then­hö­he begann im Jahr 1909 und dau­er­te bis zur end­gül­ti­gen Fer­tig­stel­lung fünf­und­zwan­zig Jah­re. Die Sied­lung ent­wi­ckel­te sich schnell zu einem begehr­ten Wohn­ort, der er heu­te noch ist. Die Häu­ser waren gut aus­ge­stat­tet und boten moder­ne Annehm­lich­kei­ten wie flie­ßen­des Was­ser und elek­tri­sche Beleuch­tung. Es gab auch Gemein­schafts­ein­rich­tun­gen wie Schu­len, Kin­der­gär­ten, eine Kir­che und ein Krankenhaus.

Im Lau­fe der Jah­re wur­de die Mar­ga­re­then­hö­he wei­ter aus­ge­baut, und neue Wohn­häu­ser ent­stan­den. Wäh­rend des Zwei­ten Welt­kriegs erlitt die Sied­lung schwe­re Schä­den durch Bom­ben­an­grif­fe, aber vie­le Gebäu­de konn­ten wie­der auf­ge­baut wer­den. Nach dem Krieg wur­de die Mar­ga­re­then­hö­he als Wohn­ort wei­ter­hin geschätzt, und sie ist bis heu­te eine belieb­te Wohn­ge­gend in Essen.

Die Mar­ga­re­then­hö­he wur­de im Jahr 1983 unter Denk­mal­schutz gestellt, um ihren his­to­ri­schen und städ­te­bau­li­chen Wert zu erhal­ten. Die Sied­lung steht heu­te für die Idea­le der Gar­ten­stadt­be­we­gung und ist ein Zeug­nis für die Sozi­al­ge­schich­te der Indus­tria­li­sie­rung in Deutsch­land. Ins­ge­samt ist die Geschich­te der Mar­ga­re­then­hö­he eng mit der Indus­trie­ge­schich­te von Essen und der Krupp-Fami­lie ver­bun­den. Die Sied­lung wur­de als Modell­pro­jekt für sozia­len Woh­nungs­bau und städ­te­bau­li­che Ent­wick­lung ange­se­hen und hat bis heu­te einen beson­de­ren Platz in der Stadt­ge­schich­te von Essen.

Der Archi­tekt der Margarethenhöhe

Georg Met­zen­dorf (1874–1934) stu­dier­te in Karls­ru­he und Darm­stadt und blieb, genau­so wie sein Bru­der Hein­rich eben­falls ohne Abschluss. Er erlang­te den­noch Ehren­dok­tor- und Pro­fes­so­ren­wür­de. Nach zehn­jäh­ri­ger Tätig­keit im Büro sei­nes Bru­ders und als frei­schaf­fen­der Archi­tekt in Bens­heim wech­sel­te er 1909 in die Indus­trie­me­tro­po­le Ruhr­ge­biet und voll­brach­te dort auf dem Gebiet des Sied­lungs- und Klein­woh­nungs­bau beacht­li­che Leis­tun­gen, die bau­ge­schicht­lich zu den Ursprün­gen des huma­nen Städ­te­baus zäh­len. Er kon­zi­pier­te auch zwei Sied­lungs­häu­ser in Fer­tig­bau­wei­se für die Welt­aus­stel­lung in Brüs­sel (1910). Von 1923 bis 1928 führ­te Georg das Büro sei­nes ver­stor­be­nen Bru­ders als Filia­le von Essen aus wei­ter. 1934 wur­de von den Natio­nal­so­zia­lis­ten ein Ver­fah­ren wegen Kul­tur­bol­sche­wis­mus gegen ihn eingeleitet.

Frei­zeit­an­ge­bo­te auf der Margarethenhöhe

Der TUSEM Turn- und Sport­ver­ein hat auf dem Fibel­weg sei­ne Geschäfts­stel­le und ist die idea­le Anlauf­stel­le für Sport­be­geis­ter­te. Ob Tan­zen, Ten­nis, Vol­ley­ball oder Bad­min­ton, die Sport­an­ge­bo­te sind höchst viel­fäl­tig. Die Bal­lett- und Musik­schu­le befin­det sich direkt am Klei­nen Markt, auf dem mitt­wochs von 10 bis 18 Uhr und sams­tags von 8 bis 13 Uhr der Wochen­markt statt­fin­det. Auch die Koch­kur­se der Min­trop Koch­schu­le sind her­vor­ra­gend besucht. Die U‑Bahn Num­mer 17 besitzt zwei Hal­te­stel­len auf der Mar­ga­re­then­hö­he, wo auch die Bus­se 142, 169 und der N9 ver­keh­ren. Auch eine Grund­schu­le ist auf der Mar­ga­re­then­hö­he behei­ma­tet: die Grund­schu­le an der Waldlehne.

Ein­kau­fen auf der Margarethenhöhe

Ent­lang der Som­mer­burg­stra­ße und in unmit­tel­ba­rer Nähe des klei­nen Mark­tes, befin­den sich ver­schie­de­ne Geschäf­te, wie zwei Bäcke­rei­en, zwei Super­märk­te, eine Apo­the­ke, aber auch Geschäf­te für Schreib­wa­ren, Schu­he, Klei­dung und Spielwaren.

Gibt es noch Woh­nun­gen außer­halb? Ant­wort: Ja

Süd­lich der denk­mal­ge­schütz­ten Gar­ten­stadt wur­den zwi­schen 1962 und 1980 Miet­woh­nun­gen errich­tet. Sie befin­den sich am Juist­weg, Nor­der­ney­weg und Mem­mert­weg in direk­ter Nach­bar­schaft zum Grug­a­park und zum Grugabad.

Freie Woh­nun­gen sind rar

Da aus der Gar­ten­stadt nie­mand frei­wil­lig aus­zieht, weil es dort wirk­lich so schön ist, dass sich dort sogar Tou­ris­ten ein Bild von dem Stadt­teil machen wol­len, sind die Woh­nun­gen dort heiß begehrt. Auf der Stif­tungs­sei­te wird davon berich­tet, dass War­te­zei­ten bis zu 36 Mona­ten auf­tre­ten kön­nen, denn meist wird nur eine Woh­nung durch den Tod des Mie­ters wie­der frei und ver­miet­bar. Im Rah­men von Füh­run­gen kann auch eine Mus­ter­woh­nung besucht wer­den. Sie befin­det sich in der Stenz­stras­se 25. Dort kann man sehen, wie inno­va­tiv damals gebaut wurde:

Alle Woh­nun­gen ver­füg­ten über eine „kom­bi­nier­te Hei­zungs- und Koch­an­la­ge“, eine „Spül­kü­che“ mit Bade­wan­ne, Wasch­be­cken und Wasch­ofen sowie über ein eige­nes WC. Die Mus­ter­woh­nung zeigt die sorg­sam auf­ein­an­der abge­stimm­ten Ein­rich­tungs- und Aus­stat­tungs­de­tails anhand eini­ger ori­gi­na­ler Met­zen­dorf-Möbel sowie detail­ge­treu­er Nachbauten.

Bei Fra­gen ste­hen wir Ihnen ger­ne zur Verfügung.